Eine Feier mit mir und eine ohne mich

Seit fünf Jahren habe ich eine Aufgabe, die mich zutiefst erfüllt. Einmal in der Woche fahre ich vom Wipptal ins Hospizhaus nach Hall und freue mich jedes Mal wieder, welche Erfahrungen mich als ehrenamtlicher Hospizbegleiten dabei erwarten.

Teil vom Ganzen sein

Eine besondere und für mich sehr prägende Erfahrung durfte ich mit Frau S. machen. Frau S. war schon seit vielen Wochen bei uns. Es war ihr Wunsch, ihren letzten Lebensabschnitt im Hospizhaus zu verbringen. Bis zu ihrem Tod wollte sie mit und bei uns bleiben. Frau S. und ich hatten einen guten Draht zueinander. Wir vertrauten uns und hatten einander viel zu erzählen. Sie war leidenschaftliche Raucherin und sagte nach jedem Mittagessen zu mir: „Hansa, komm, gemma eine rauchen!“ Bei Schönwetter gingen wir vor die Tür und sie meinte: „Lass’ uns die Sonne genießen und zusammen ein Bierchen trinken.“ Als sie an einem wunderschönen Frühlingstag den Glungezer und den noch verschneiten Kofel sah und durch die aufwachende Natur alles in Blüte stand, meinte sie, dass auch wir Menschen ein Teil des Kreislaufs der Natur seien. Ihre Augen funkelten, als sie ergänzte, dass es sich lohnt, diesen Tag ganz besonders zu erleben und zu genießen. Beide spürten wir eine große Dankbarkeit in uns.

Den eigenen Abschied gestalten

Wenn Frau S. an ihren Abschied dachte, merkte sie an, dass „dann eine Feier ohne mich stattfindet“. So war es ihr wichtig, diese Feier noch selbst zu organisieren. Sie war sehr gewissenhaft, der Ablauf des Trauergottesdienstes mit dem Pfarrer wurde genauso geplant wie die Auswahl der Lieder, auch der abschließende Gasthausbesuch durfte nicht fehlen. Zudem hatte Frau S. noch einen großen Wunsch und wartete deshalb sehnsüchtig auf den 19. Mai 2021. An diesem Tag wurden die Corona-Maßnahmen gelockert. Sie wollte nämlich unbedingt mit ihren Freundinnen noch eine nette und letzte Feier gestalten. Bei der Erfüllung dieses letzten Wunsches hätten ihr Mitarbeiter*innen und ehrenamtliche Hopizbegleiter*innen im Hospizhaus geholfen. Frau S. ging es aber zusehends schlechter, sie konnte nicht mehr aufstehen und sprach kaum noch. Ich saß in ihrem Zimmer, hielt ihre Hände und als sich unsere Blicke trafen, wussten wir beide, es würde wohl das letzte Mal sein, dass wir uns sehen.

Immer wieder beschenkt sein

Frau S. verstarb am 16. Mai 2021, die Feier mit ihren Freundinnen konnte leider nicht mehr stattfinden.

Ich genoss die tiefgründigen und lehrreichen Gespräche mit Frau S. Auch sie lehrte mich, mitunter einfach die Stille sein zu lassen und würdevoll Abschied zu nehmen. In meiner ehrenamtlichen Tätigkeit bin ich in ein tolles Team eingebunden. Die wertvollen Gespräche mit Patient*innen, An- und Zugehörigen und auch mit dem Hospizteam bereichern mein Leben. Dafür bin ich zutiefst dankbar!

Hans Josef Eller, ehrenamtlicher Hospizbegleiter auf der Palliativstation im Hospizhaus in Hall

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