Engel des Staunens

Es liegt eine große Kraft im Staunen. Staunen, sich wundern ist allerdings ein Risiko. Wer staunt, steht erst einmal da: mit aufgerissenen Augen, offenem Mund, hängenden Schultern, erstarrt, gelähmt, eingebremst, im ersten Moment vielleicht auch erschrocken.

Wer staunt, ist aus dem Gleichgewicht, oft auch hilflos gegenüber dem Unerhörten und unfähig, es in Worte zu fassen. Staunen steht am Anfang jeder Entdeckung: Sieh an, die Welt ist anders, als ich bis eben gerade gedacht habe – weiter, offener, vielfältiger, bunter, größer.

Wer nicht staunen kann, bleibt gefangen im eigenen Horizont. „Wer sich nicht mehr wundern kann, ist seelisch bereits tot“, sagte bereits Albert Einstein.  Den Nachthimmel ohne Staunen zu betrachten ist so, als würde man ihn seiner Tiefe berauben. Staunen ist wie Gnade – nicht etwas, was wir ergreifen, sondern etwas, was uns ergreift.

Wer staunen können will,
muss sich angreifbar machen,
sich berühren,
sich treffen lassen,
muss die Wahrheiten,
die er/sie mit sich durchs Leben führt,
als vorletzte sehen lernen,
muss alle Gewissheiten, Sicherheiten, Wahrheiten
über den Haufen werfen.

Die Weihnachtsgeschichte ist auf Staunen hin angelegt. Die Hirten und Weisen, die Eltern des Kindes, staunen über das Große, das sich da im Kleinen offenbart: im Kind, das auf Liebe angewiesen ist, das umständehalber im Stall geboren wurde, das demnächst ein Flüchtlingskind in Ägypten sein wird …

Die Engel mussten den Hirten auf dem Feld erst einmal den Schrecken, das Zittern ausreden: Fürchtet euch nicht! Der Schrecken geht in der Weihnachtserzählung mit dem Staunen einher. Sie bedingen einander. Das Weihnachtsstaunen setzt dem aus all den dunklen Ecken hervorspringenden Schrecken entgegen: Du hast nicht das letzte Wort. Es setzt dem Erschrecken das Staunen entgegen in der Botschaft: Der Himmel ist offen, für alle.

Der Engel des Staunens möge dich ermutigen,
dich berühren zu lassen von etwas, das größer ist als wir Menschen,
größer als der eigene Horizont, das eigene Wissen,
größer als alle irdischen Sicherheiten.                                                                 

Anregung für den Tag:
Halte inne, entzünde heute ein Licht für einen Menschen, in einem bestimmten Anliegen und … staune. Lass dich überraschen.

Adventimpuls, 04.12.2020
Romana Thurnes

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