Wenn der Wind der Veränderung weht,

„,…bleibt alles anders‘, so ein Lied von Herbert Grönemeyer. Dies ist mir in den letzten Tagen im Hospizhaus immer wieder in den Sinn gekommen.“ Romana Thurnes, Seelsorgerin Tiroler Hospiz-Gemeinschaft

Vielleicht erlebe ich dieses „Bleibt alles anders“ auch deshalb, weil diese entgegengesetzten Begriffe viel von dem beschreiben, was ich gerade erlebe: Es ist alles anders und gleichzeitig vieles geblieben, wie es war. Werner Mühlböck, unser Geschäftsführer, formulierte die von ihm wahrgenommene Stimmung im Hospizhaus am Beginn der Krise so: „Ich nehme eine ganz besondere Stimmung im Hospizhaus wahr. Auf unserer Hospiz- und Palliativstation herrscht eine Mischung aus Anspannung und einer fast andächtigen Ruhe. Wir werden gebraucht und stellen uns mit unseren Ressourcen auf eine längere Zeit im Krisenmodus ein. Es wird füreinander eingesprungen und das Teamgefühl ist geprägt von Verständnis, Flexibilität, Solidarität und nach wie vor Humor.“

Nähe und Distanz

Ähnlich erlebe auch ich als Seelsorgerin diese Zeit auf der Station und im gesamten Hospizhaus. Die ersten Tage nach Bekanntwerden der rigorosen Corona-Schutzmaßnahmen waren geprägt von zahlreichen Gesprächen und Überlegungen, wie wir diese möglichst unkompliziert, aber effizient, immer ausgerichtet auf unsere Werte und Haltungen als Tiroler Hospiz-Gemeinschaft umsetzen können. Besonders die Vorgabe, dass im Palliativbereich eine Besucher*in pro Patient*in pro Tag zugelassen ist und die Eingangstür zum Hospizhaus bis auf einzelne Ausnahmen geschlossen bleibt, ist eine enorme Veränderung für alle. Unser sonst so offenes Haus ist versperrt und abgeriegelt. Alle im Haus und auch diejenigen, die zu Hause bleiben müssen, empfinden dies als sehr befremdlich. Durch die Corona-Krise sind wir alle herausgefordert, darüber nachzudenken, wie wir räumlichen Abstand halten können und uns zugleich nicht aus den Augen verlieren, wie wir in Kontakt, Verbindung, Beziehung bleiben können.

Der Krisenstab der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft tagt seit 9. März täglich. Trotz der vielen Sicherheitsmaßnahmen ist die Stimmung im Hospizhaus ruhig und andächtig.“ Werner Mühlböck, Geschäftsführer

Wohltuende Ruhe

Derzeit ist es auf der Hospiz- und Palliativstation ungewöhnlich still, obwohl alle Betten belegt sind. Keine Praktikant*innen, keine Ehrenamtlichen dürfen ins Hospizhaus kommen und die Besuchszeiten und -möglichkeiten sind eingeschränkt. Die Ruhe im Haus empfindet Werner Mühlböck auch als wohltuend. „Sie ist ein Ausgleich zur allgemeinen Unruhe in dieser von Angst und Sorgen geprägten Zeit. Jeden Morgen“, erzählt er, „werden die aktuellen Maßnahmen besprochen, dann zündet das Team gemeinsam eine Kerze an, um einander und der Patientinnen und Patienten zu gedenken.“ Diese nehmen die neue Situation unterschiedlich wahr. Manche hätten aufgehört, die Nachrichten zu verfolgen. Sie würden es nicht aushalten. Anderen fehlen die Ehrenamtlichen, die ihnen Gesellschaft leisten. Für ein Schachspiel etwa sei nun keine Zeit. Aber grundsätzlich sei die Stimmung positiv, und auch Humor komme nach wie vor nicht zu kurz. „Wie in einer Schutzglocke, einer Oase“, habe ein Patient den Aufenthalt in der Hospizstation beschrieben.

Zeit für einen schön längst fälligen Wandel

Ich persönlich empfinde die derzeitige Krise, die Menschen weltweit betrifft, mit all ihren Herausforderungen auch als eine große Chance. Es geschehen im Moment Dinge, die mich zutiefst berühren:

  • Die Erde atmet auf, die Luft wird wieder frischer und klarer, Kinder – z.B. in China – erblicken zum ersten Mal in ihrem Leben den blauen Himmel, Delphine werden in Häfen gesichtet, Wasser reinigt sich wie von selbst.
  • Eltern lernen ihre Kinder auf einer neuen Ebene kennen und verbringen in der Familie Zeit miteinander, werden kreativ im Gestalten der Zeit zu Hause.
  • Viele denken darüber nach und erkennen in der Reduktion, was wirklich wichtig ist – was fehlt und was nicht abgeht.

Ich bin und bleibe auf alle Fälle zuversichtlich und hoffe sehr, dass wir spüren, dass in dieser Krise die Chance für einen vielleicht schon längst fälligen Wandel liegt.

Auch wenn auf einmal alles anders ist, bleibt die Erfahrung: Wir brauchen einander auf vielfältige Art und Weise – nicht nur in Krisenzeiten. Wir brauchen vor allem das Erleben von Verbundenheit, Solidarität, Mitgehen, Berührung.

Romana Thurnes, Seelsorgerin

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