6. Impuls in der Fastenzeit: aufrichtig leben

Aufrichtigkeit – Eine alte und dennoch aktuelle Tugend

Bei unserem 6. Fastenimpuls steht auf dem Altar der Hospizkapelle neben einer brennenden Kerze eine Figur, die einen Menschen in sehr aufrechter Haltung darstellt. Vor einigen Jahren hatte diese kleine Statue eine Patientin der Hospizstation – eine Künstlerin – in der Zeit ihrer Krankheit angefertigt und dabei einiges von ihren Erfahrungen mithineingearbeitet: ihre Wunden, ihren Schmerz, ihr Leid.

Mich zieht die Figur beim Betrachten immer wieder in den Bann … Trotz der Wunden und offenen Stellen steht er oder sie aufgerichtet, ja fast würdevoll da. Die Darstellung regt mich zum Nachdenken und Nachspüren an. Es ist dabei vor allem die Haltung dieses dargestellten Menschen, die mich bewegt. Ich entdecke da eine Aufrichtigkeit, eine Ehrlichkeit, eine Würde, die trotz der Furchen und Öffnungen für mich sichtbar, ja spürbar ist … Und ich frage mich, wie das so ist mit der Aufrichtigkeit, die ich im täglichen Miteinander erlebe oder in manchen Momenten auch vermisse – in meinem persönlichen und beruflichen Umfeld, im gesellschaftlichen Leben. Und ich frage mich, wie es um meine eigene Aufrichtigkeit als Mensch gerade so steht, in meinen Gesprächen, in meinem Leben.

Und ich erinnere mich an einen Satz aus meiner Ausbildungszeit an der Uni, der mich bis heute begleitet: „Nicht alles, was wahr ist, musst du sagen, aber alles, was du sagst, muss wahr sein.“ Eine schöne Umschreibung bzw. Haltung für Aufrichtigkeit, für aufrichtig leben.

Wer aufrichtig lebt versucht, Wort und Leben in Einklang zu bringen. Wer aufrichtig lebt sagt, was er/sie denkt, und tut, was er/sie sagt. Ein aufrichtiger Mensch steht in Klarheit da. Alle, die mit ihm oder ihr zu tun haben, wissen, wo und wie sie dran sind. Er redet nicht hier so und da ganz anders. Sie duckt sich nicht vor den höhergestellten Autoritäten und bringt denen, die in unteren Positionen stehen, die gleiche Achtung entgegen. Ein aufrichtiger Mensch beugt sich nicht um des eigenen Vorteils willen oder aus Angst vor Nachteilen, er schmeichelt sich nicht ein und lässt sich nicht kaufen. Und er kauft auch andere nicht ein und spannt sie nicht in hinterlistiger Absicht vor seinen Karren. Ein aufrichtiger Mensch verdächtigt andere Menschen nicht, und wenn etwas nicht in Ordnung ist, dann geht er oder sie offen auf die Missstände zu. Wer aufrichtig lebt, erhält sich die eigene Würde.

Ermutigt durch das Lied „Was keiner wagt“ – gesungen von Konstantin Wecker und Reinhard Mey – gehen wir weiter in diesen Tag …

Liedtext: „Was keiner wagt“
Was keiner wagt, das sollt ihr wagen
Was keiner sagt, das sagt heraus
Was keiner denkt, das wagt zu denken
Was keiner anfängt, das führt aus
Wenn keiner ja sagt, sollt ihr’s sagen
Wenn keiner nein sagt, sagt doch nein
Wenn alle zweifeln, wagt zu glauben
Wenn alle mittun, steht allein
Wo alle loben, habt Bedenken
Wo alle spotten, spottet nicht
Wo alle geizen, wagt zu schenken
Wo alles dunkel ist, macht Licht.

Romana Thurnes, Seelsorgerin

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