Grissemann:
Im Laufe unserer Karriere, obwohl man schon ziemlich Raubbau am eigenen Körper betreibt, hat es noch keine wirklichen Todeserfahrungen gegeben. Außer künstlerische Todeserfahrungen: wenn niemand lacht. Das kommt ja dem kleinen Tod ziemlich nahe. Dann ist man künstlerisch tot. Über den „echten“ Tod als Gesunder nachzudenken, ist irgendwie vollkommen sinnlos. Ich habe natürlich auch Angst vor Krankheiten. Aber über den Tod? Das ist ja etwas derart unvorstellbares ..,
Stermann:
Wir reden seit wir zusammen arbeiten, immer sehr fröhlich über unseren eigenen Tod. Der ist immer Teil unserer Arbeit. Es ist sehr befreiend und angenehm. Jeden Abend hält er eine Ansprache – meine Grabrede, für meinen fiktiven Tod und ich muss mir meine eigene Grabrede jeden Tag anhören.
Stermann:
Ich habe eine unglaubliche Geschichte gehört, als ich Zivildiener gemacht habe. Ein Mann lag im Koma und es war klar, dass er stirbt. Und er hing an diesem Automaten, an diesem Herzdings … . Und seine Frau … – Es war immer gleichmäßig, nur wenn seine Frau zu ihm kam und ihm die Hand gestreichelt hat, hat es ausgeschlagen.
Grissemann:
Wobei man nicht sagen kann ob es Hass oder Liebe ist, dieser Ausschlag. Da sind die Geräte nicht so spezifisch.
Stermann:
Aber für mich hat das damals sehr liebevoll ausgesehen. Für mich war das ein Argument, warum man doch irgendwie kämpfen sollte um die Beziehung. Weil das nur geht, wenn du eine Vertrautheit hast. Wenn du jede Woche eine andere hast, dann wird das nie ausschlagen. Na, ja …
Eine Viertelstunde vor ihrem Auftritt im Innsbrucker Treibhaus war es Maria Streli-Wolf und Urban Regensburger von der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft möglich, die beiden Kabarettisten in ein halb ernsthaftes Gespräch über den „echten“ Tod zu verwickeln.
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