Weniger ist mehr

„Weniger ist mehr.“ – Diesen schlichten Satz haben wir alle wohl schon öfters gehört oder gesagt. Die eigentliche Aussage, die dahintersteht, lautet: „Weniger von etwas ist zumeist besser als mehr davon.“ Für mich ist diese Aussage schon vor dem letzten Jahr der Pandemie zu einem Lebensmotto geworden. Warum ist weniger meist mehr, auch wenn es logisch keinen Sinn macht? Welche Sehnsucht verbirgt sich hinter diesem „Less is more“?

Mir fallen spontan ein paar einfache Beispiele aus dem Alltagsleben ein:

Wenn ich an mein Arbeitszimmer zu Hause denke und dort die Möbel betrachte, dann könnten zwei Regale weniger besser sein. Sie verstopfen den eh schon sehr kleinen Raum. Ich habe weniger Bewegungsfreiheit und brauche mehr Zeit beim Staubsaugen. Ein anderes Beispiel: Ein gutes Stück Fleisch (die Vegetarier*innen bzw. Veganer*innen verzeihen mir bitte!) ist höchstwahrscheinlich besser als drei billige. Auch wenn ich keine Lebensmitteltechnikerin bin, sagt mir die Logik der eigenen Hauswirtschaft, dass billig selten gut ist und im Endeffekt teu(r)er kommt.

Diese Beispiele, die nicht auf jede/n anwendbar sind, können helfen, einmal bewusst darüber nachzudenken, wo bzw. womit wir unser Leben „verstopfen“, es zu kompliziert, zu stressig, zu dicht, zu voll machen.

Durch die Herausforderungen und Beschränkungen, die wir in den vergangenen Monaten, erlebt haben, mussten wir uns notgedrungen mit dem „Weniger“ und dem „nicht mehr“ auseinandersetzen. So frage ich mich gerade in dieser Fastenzeit, wo denn bei mir persönlich und im Miteinander – in der Arbeit, in der Freizeit, im Alltäglichen – ein Weniger besser wäre. Diese Frage macht mich nachdenklich, lässt mich innehalten, überlegen, abwägen, nachsinnen. Ich probiere, diesen Leitsatz in den kommenden Tagen und Wochen bis Ostern bewusst auszuprobieren. Ich frage mich kurz mindestens einmal am Tag: Was ist hier und jetzt für mich wichtig, wesentlich? Wo wäre/ist weniger vielleicht mehr? Wo dies zutrifft, treffe ich kleine konkrete Entscheidungen für das Weniger, das mehr bedeutet.

Die Fastenzeit will uns in die Freiheit führen. Das englische Wort „fasten“ leitet sich – wie auch unser deutsches Wort – von der Sprachwurzel „fest“ ab, in der Bedeutung von Fest-Stehen oder Sich-fest-Machen. Beim Fasten geht es nicht in erster Linie darum, dass wir den Gürtel enger schnallen oder auf Süßigkeiten, das Rauchen oder was weiß ich verzichten. Sie lädt uns ein, dass wir uns freimachen von allem, was uns in unguter Weise beengt, fesselt, gefangen hält. Wir müssen uns keine Gurte anlegen. Ganz im Gegenteil: Es wäre gut, das zu lösen bzw. zu lassen, was uns bindet. Unser Leben weitet sich, wenn wir uns nicht mit dem voll stopfen, zu stopfen, verstopfen, was wir eigentlich nicht brauchen. Weniger Konsum, Ablenkungen, Termine, das Zuviel einbremsen. Die Fastenzeit will ein Weg in eine größere Freiheit sein. Heinz Nußbaumer berichtet von einem Mönch auf dem Berg Athos, der im Gespräch zu ihm sagte: „Je mehr du hast oder haben willst, umso mehr hat es dich!“

Fastenimpuls Mittwoch, 24. Februar 2021
Romana Thurnes, Seelsorgerin

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