Willkommen in unserer multiprofessionellen Palliativambulanz

„‚Austherapiert‘ ist ein Wort, das in der Palliative Care nicht vorkommt.“ Dr.in Gabriele Hofer, Palliativmedizinerin der interdisziplinären Palliativambulanz im Hospizhaus Hall in Tirol

„Guten Morgen Frau Paul*), was kann ich für sie tun?“ „Ja, ich hab’ letzte Woche die CT gehabt, und in der Klinik haben sie gesagt, ich sei austherapiert, ich solle zu Ihnen kommen und mich mal über das Palliative informieren …“

So beginnt nicht selten der Arbeitstag in der multiprofessionellen Palliativambulanz. Menschen mit lebensbegrenzenden Erkrankungen, für die es keine (meist) tumorspezifische Therapie mehr gibt, kommen zu uns, um sich über „das Palliative“ zu informieren. Frau Paul wurde bis vergangene Woche noch chemotherapeutisch behandelt. Denn „wenn nichts mehr zu machen ist, ist noch viel zu tun“ (Andreas Heller)!

Was ist „das Palliative“?

Ein wesentlicher Teil der Arbeit in der Palliativambulanz sind Beratungsgespräche: Wer sind wir? Wie arbeiten wir? Was können wir anbieten? Was braucht es gerade jetzt? Wo „steht“ die Patientin/der Patient? Kurz: Was ist „das Palliative“?

Häufige Fragen auf Patient*innenseite sind: Was wird mich im Verlauf der Erkrankung erwarten? Was bedeutet „palliativ“, was kann man denn noch machen?

Frau Paul ist gut mobil, lebt mit ihrem Ehemann zusammen in einem Haus, versorgt sich selbst und ist nahezu symptomfrei. Wiederkehrende Übelkeit stand nur im Zusammenhang mit der Chemotherapie. Sie wird zunächst in der Palliativambulanz beraten und betreut. Menschen, denen es nicht so gut geht, die mehr Symptome und pflegerischen Bedarf haben, werden gemeinsam mit spezialisierten Pflegepersonen beraten und informiert. Entsprechend erfolgt ein Austausch mit der Hauskrankenpflege, wenn diese bereits einbezogen ist.
Häufig stehen auch sozialarbeiterische Fragen an: Pflegegeldeinstufung, Organisation einer Hauskrankenpflege für zu Hause, Bestellung eines Pflegebetts oder eines Hausnotrufs. Wir stehen daher in Verbindung mit Sozialarbeiter*innen, die oft unmittelbar ins Gespräch einbezogen oder für einen Telefonkontakt vorgestellt werden. Bei Bedarf erfolgt auch eine Anbindung an das Mobile Palliativteam über die Ambulanz. Unser Kontakt untereinander ist sehr eng, eben multiprofessionell.

Transfusionen in der Pallaitivambulanz

Im Austausch mit allen Berufsgruppen

Frau Paul ist froh zu wissen, dass es auch spezialisierte Hilfe für zu Hause gibt, wenn sie einmal nicht mehr herkommen kann. Einen Erhöhungsantrag für das Pflegegeld übernimmt gleich die Sozialarbeiterin für sie. Auf meine Frage, wie es denn ihrem Mann mir ihrer Erkrankung gehe, meint sie: „Er redet nicht darüber.“ Ich biete ihr an, den Kontakt zu unserer Psychologin herzustellen, falls er dazu bereit ist. Auch An- und Zugehörige werden im ganzheitlichen Sinne von uns auf der Palliativambulanz mitbetreut. Sie selbst hatte psychoonkologische Betreuung an der Klinik und meint, derzeit keinen Bedarf zu haben, ist aber froh über das Angebot.
Bereits vom Mobilen Palliativteam betreute Patient*innen, die selbst noch mobil sind, können zum Beispiel zum Befüllen einer von den Patient*innen selbst gesteuerten Schmerzpumpe in die Palliativambulanz kommen, wo auch das entsprechende Assessment und gegebenenfalls der Wechsel einer Port-Nadel erfolgt – wie dies bei meinem nächsten Patienten der Fall ist.

Eine manchmal willkommene Auszeit vom Alltag und Umfeld

Der Weg zu uns ist ihm nicht zu weit, er genießt die Gespräche, wenn er bei uns „abladen“ kann, weil er seine Frau, die selbst Krankenschwester ist, nicht immer mit dem Thema seiner Krankheit belasten will. Durch die regelmäßigen Besuche haben wir seine Schmerzeinstellung gut unter Kontrolle und können rasch reagieren, falls sich etwas ändern sollte.
Auch komplexe Verbandswechsel, Blutentnahmen für Laborkontrollen im Rahmen noch bevorstehender oder gerade durchgeführter Chemotherapien, gelegentlich Bluttransfusionen sowie Aszitespunktionen werden durchgeführt.

Ein engmaschiges Betreuungsnetzwerk

Einen besonderen Stellenwert haben die im angeschlossenen Tageshospiz betreuten Patient*innen, deren unterschiedliche medizinische Bedürfnisse unmittelbar in der multiprofessionellen Palliativambulanz erfüllt werden – auch, um ihnen den zusätzlichen, oft anstrengenden Weg zum Hausarzt zu ersparen. So lässt sich gemeinsam mit der Pflege ein enges Netzwerk für die betroffenen Menschen und ihre Angehörigen knüpfen. Mit den Hausärzten und -ärztinnen und allen anderen in der Behandlung und Begleitung involvierten Personen stehen wir in engem Austausch, damit alle „auf demselben Stand“ sind, was laufende Therapien und den Unterstützungsbedarf angeht. Vielerorts gibt es nun auch Palliativkonsiliardienste an den Krankenhäusern, mit denen wir zusammenarbeiten, wenn eine*r unserer Patient*innen stationär aufgenommen werden muss.

Rechtzeitige Integration von Hospiz und Palliative Care

Gelegentlich ergibt sich auch der Bedarf einer raschen stationären Aufnahme auf unsere Palliativstation. Und wir betreuen Patient*innen nach Entlassung von der Palliativstation gerne weiter, weil wir sie ja bereits kennen.

Nicht unerwähnt bleiben dürfen der Anteil und die Wichtigkeit der Dokumentations- und Kommunikationsarbeit in der Palliativambulanz, weil sie einen unschätzbaren Wert im Informationsfluss darstellen. Sämtliche beteiligte Betreuer*innen im und außer Haus kennen die ihnen anvertrauten Patient*innen damit bestmöglich, um auch die Betreuung und Begleitung qualitätsvoll machen zu können. In unserer multiprofessionellen Palliativambulanz im Hospizhaus haben wir die Möglichkeit, „Early Integration“ zu verwirklichen, also Hospiz und Palliative Care rechtzeitig zusammenzuführen und miteinander zu verweben. Wir haben auf die wachsenden Anfragen reagiert und können so die Kontinuität in der palliativen Betreuung abrunden.

Dr.in Gabriele Hofer, Palliativmedizinerin der interdisziplinären Palliativambulanz im Hospizhaus Hall in Tiro

*) Name geändert

Kontakt: palliativambulanz@hospiz-tirol.at

Jetzt online Spenden & liebevolle Begleitung schenken

Weitere Beiträge dieser Kategorie

Ehrenamt

Mit ehrenamtlichen Tätigkeiten das Hospiz unterstützen.

Zwei Frauen, eine sitzt im Rollstuhl

Kontakt

Leiterin Ehrenamt
Mag. Angelika Heim, MSc
+43 5223 43700 33622
von 08:00 – 15:00 Uhr

Über uns

Die Menschen des Hospiz & den Verein kennenlernen.

Kontakt

Allgemeine Anfragen
+43 5223 43 700 33 600
08:00 – 16:00 Uhr (Mo-Fr)

Akademie

Weitere Kurse ansehen und über Hospizarbeit lernen.

Kontakt

Betreuung & Begleitung

Mehr über die Hospizarbeit und das Angebot erfahren.

Kontakt

Für Betroffene & Angehörige
+43 810 96 98 78
08:00 – 20:00 Uhr (Mo-So)

Allgemeine Anfragen
+43 5223 43 700 33 600
08:00 – 16:00 Uhr (Mo-Fr)