Ein An-der-Hand-Nehmen für die letzte Zeit

In Zusammenarbeit mit dem lokalen Betreuungs- und Pflegesystem und den Hausärzten begleitet das Mobile Palliativteam der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft ganzheitlich unheilbar erkrankte Menschen und deren Angehörige.

Auch bei einer schweren Krankheit oder wenn der Tod offensichtlich naht, möchten viele Menschen in ihrer gewohnten Umgebung leben, gepflegt werden und auch dort sterben. Ein Wunsch, den DGKP Marion Wille, MSc und Dr. Christoph Gabl, der ärztliche Leiter des Mobilen Palliativteams der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft, sehr gut verstehen und mittragen. Das Mobile Palliativteam, bestehend aus 4 Ärzten und 11 Pflegepersonen sowie weiteren Berufsgruppen, betreut schwer kranke, sterbende Menschen und ihre Angehörigen zu Hause, im Pflegeheim oder in anderen sozial-betreuenden Einrichtungen. Ihr Anliegen ist, diesen Menschen ein gemeinsames Leben mit möglichst hoher Qualität und ein Sterben in vertrauter Umgebung zu ermöglichen Viel Menschennähe und Empathie müssen in ihre Arbeit einfließen.

Wissen und Begleitung geben Sicherheit

Natürlich ist es für viele Menschen – Patienten genauso wie Angehörige – anfangs schwer, sich dem Thema Sterben zu stellen und die Angebote des Mobilen Palliativteams anzunehmen, wissen Christoph Gabl und seine Kollegin Marion Wille, denn die Beschäftigung mit dem Tod wird in der heutigen Gesellschaft lieber zur Seite gestellt. „Offenheit und Ehrlichkeit, genaues Zuhören und das Definieren eines gemeinsamen Ziels sind von zentraler Bedeutung, um Sicherheit in dieser schwierigen Lebenszeit zu geben. Es gibt bei uns den Leitgedanken: Wir hängen den Menschen die Wahrheit wie einen wärmenden Mantel um und dürfen sie ihnen nicht wie einen nassen Fetzen ins Gesicht schlagen“, erklären sie unisono. „Das gemeinsame Wissen gibt dann aber Sicherheit. Das ist grundsätzlich ein relevanter Faktor in unserer Arbeit: Sicherheit vermitteln und geben“, führt Gabl weiter aus. „Unsere Begleitung ist wie ein An der Hand-nehmen für die Betroffenen.“

Die Lebensqualität verbessern

Bereits beim Betreten der Wohnung stelle das Team eine Verbindung zu den Menschen her, schildert Marion Wille. Es ist eine ganzheitliche Betreuung des Sterbenden und deren Angehörigen, die das mobile Palliativteam anbietet, gegründet auf den vier Säulen der Palliativarbeit: körperlich – psychisch – sozial – spirituell. „Wir arbeiten eng mit den regionalen Pflegediensten und den Hausärzten zusammen. Die betreuenden Hausärzte kennen schließlich die Patienten am besten. Das mobile Palliativteam versteht sich als Ergänzung zu einem bereits bestehenden Betreuungs- und Pflegesystem“, betont Christoph Gabl. Das bedeutet, dass das mobile Team der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft vor allem die palliativen Aspekte angeht: regelmäßige Hausbesuche durch diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegepersonen, Palliativvisiten durch Ärzte und Pflegepersonen, schließlich geht es beim Hospiz-Gedanken darum, den „Tagen mehr Leben zu geben“, also die Lebensqualität des Patienten zu verbessern. Das umfasst die Behandlung von Symptomen wie Schmerzen, Übelkeit oder Erbrechen, Atemnot, Unruhe und andere körperliche Beschwerden. Weiters bietet das Team psychische und auch organisatorische Unterstützung an. „Zu unserem Team gehören auch Psychologinnen, Seelsorger, Sozialarbeiterinnen etc., die wir schnell vermitteln können. Außerdem gibt es bei der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft eine große Gruppe von ausgebildeten Ehrenamtlichen, die Patienten auch zu Hause besuchen und begleiten möchten und können“, weist das Team auf die unterschiedlichen Angebotsmöglichkeiten hin.
Patienten und ihre Angehörigen erreichen das Mobile Palliativteam der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft über die Hotline, die von Montag bis Sonntag zwischen 8 und 20 Uhr besetzt ist. In speziellen Situationen wird auch eine Erreichbarkeit in der Nacht angeboten. „Allein das Wissen um diese Möglichkeiten, in Krisen schnell jemanden von uns zu erreichen, gibt den Menschen Sicherheit“, weiß Gabl.

Früh mit dem Thema Tod auseinandersetzen

Der Wunsch des Patienten, so unterstreicht der Facharzt, der seit 2008 beim Hospiz tätig ist, steht bei allen Maßnahmen im Mittelpunkt. In manchen Fällen schlagen die Ärzte und Pfleger des Mobilen Palliativteams den Patienten auch vor, sich zur Symptombehandlung kurzfristig auf der Palliativstation im Hospizhaus Tirol in Hall aufnehmen zu lassen und dann wieder nach Hause zu kommen. Grundsätzlich appelliert er an die Tiroler, sich frühzeitig mit dem Thema Tod auseinander zu setzen und sich bei den Tiroler Palliativteams zu melden. „Es gibt internationale Untersuchungen, die zeigen, dass ein früher Kontakt zum Palliativteam zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität bei den Patienten führt, es gibt ihnen und ihren Angehörigen Sicherheit und Stabilität.“

Begleitung für Patienten und Angehörige

Die Betreuung der Angehörigen stellt für das Mobile Palliativteam einen wichtigen Tätigkeitsbereich dar, um ein Verbleiben der Patienten zu Hause zu ermöglichen. Intensive Gespräche klären, welche Unterstützung die Angehörigen benötigen. Auch nach dem Tod des Patienten können sich die Angehörigen an das Team wenden. „Die Tiroler Hospiz-Gemeinschaft betreut die Hinterbliebenen über den Tod der Erkrankten hinaus mit Trauergesprächen, im Trauercafé oder mit den Trauerspaziergängen“, schildert Marion Wille.
Die Betreuung zu Hause ist übrigens die „Urform“ der Hospiz- und Palliativbegleitung in Tirol. Als sich die Tiroler Hospiz-Gemeinschaft vor 30 Jahren aus einer Caritas-Initiative entwickelte, kümmerte sich anfänglich ein reines Pflegeteam um schwerkranke Menschen in deren Zuhause. In den darauffolgenden Jahren entwickelte sich ein Team, das aus verschiedenen Professionen besteht. Bis 2014 beschränkte sich die Betreuung durch Mobile Hospiz- und Palliativteams auf den Bereich Innsbruck und Umgebung bis zum Mittelgebirge, dann wurde das Angebot auf den ganzen Bezirk Innsbruck Land ausgedehnt. Die Hospiz- und Palliativbewegung in Tirol wuchs, seit 2018 unterstützt das Land Tirol die Patienten und die Angehörigen durch mobile Palliativteams in allen Bezirken des Bundeslands.

Wir danken Gloria Staud und dem Haller Blatt für die Erlaubnis, diesen Beitrag in unserem Hospiz Tagebuch zu veröffentlichen

Foto: Haller Blatt

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