Durst aufs Leben

Ein älterer Herr betritt das Hospizhaus und steuert geradewegs auf die Theke des Hospizcafés zu. „Könnte ich bitte noch schnell ein Bier bestellen?“ Etwas hastig kramt er in seiner Jackentasche und klaubt ein paar Münzen als Spende heraus. Ich biete ihm an, sich an einen Tisch zu setzen, damit er in Ruhe sein Bier trinken kann.

Als würde es seine Zeit nicht erlauben

„Wie spät ist es? Wissen Sie, ich muss meinen Schwiegersohn vom Tageshospiz abholen, um ihn anschließend zu seinem Termin bei der Physiotherapie zu begleiten.“ Ein Blick auf die Uhr – Erleichterung! Er sei heute schon den ganzen Tag unterwegs, sagt er, er müsse in dieser Zeit so viel erledigen. Er wirkt sehr müde.

Dann erzählt er mir von seinem Schwiegersohn und wie schrecklich es sei, dass er, der doch noch so jung sei, womöglich sterben werde müssen. Und von seiner Tochter, die nun ganztägig zur Arbeit gehe, um für das Familieneinkommen zu sorgen. Und von den Enkeln, die seit der Erkrankung des Papas oft auf sich alleine gestellt seien, und wie stolz er auf sie sei. Und von seinem Sohn, den er vor langer Zeit durch Suizid verlor.

Und zuletzt erzählte er mir noch von seiner Frau, die auch Krebs hatte und vor ein paar Jahren daran verstarb. „Sie hat den Verlust unseres Buben nie überwunden. Ich bin überzeugt davon, dass sie deshalb krank wurde, sie hatte keine Kraft mehr …“ Rasch wischt er ein paar Tränen aus dem Gesicht.

Das Bier war jetzt super!

Das alles unter einen Hut zu bekommen, sei manchmal schon schwer. Aber er müsse jetzt tapfer sein, er habe seiner Tochter versprochen, für sie da zu sein und sie zu entlasten, wo es geht. „Das Bier war jetzt super!

Es hat so gut geschmeckt wie schon lange nicht mehr. Sie können sich nicht vorstellen, wie durstig ich war. Mensch, ich hatte so einen Durst!“ Er bedankt sich aufrichtig für die Zeit, die ihm geschenkt wurde, und fügte hinzu: „Das ist auch das Leben!“

Nelda Graber-Strobl, ehrenamtliche Hospizbegleiterin Hospizcafé

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