Mit der rechten Hand am Herzen

Trauern ohne körperliche Nähe, Abschied nehmen im allerkleinsten Kreis. Wer derzeit einen Angehörigen verliert, steht vor einer unglaublich schwierigen Situation. Doch auch aktuell gibt es kleine Hoffnungsschimmer.

„Es ist schwierig, da gibt es nichts zu beschönigen“, sagt Bestatterin Christine Pernlochner-Kügler aus Innsbruck. Maximal zehn Personen dürfen aktuell an einem Begräbnis teilnehmen – darin eingeschlossen sind Priester, Trauerredner oder Bestatter. Ansonsten dürfen nur Familienmitglieder ersten und zweiten Grades am Grab stehen – mit Abstand. „Und alles was unterstützend wirkt, wie Körperkontakt und Nähe, ist verboten“, erklärt Pernlochner-Kügler.

Neue Alternativen zu den alten Ritualen finden

Auch Maria Streli-Wolf, Leiterin der Kontaktstelle Trauer der Tiroler Hospiz-Gemeisnchaft kennt die Problematik: „Es ist keine leichte Zeit. Viele Rituale sind nicht möglich.“ Die Einsamkeit verstärke sich, weil man Angehörige nicht besuchen darf. Rund die Hälfte verschiebe die Trauerfeier deshalb – doch niemand weiß, wie lange die Maßnahmen bleiben.

„Zudem kommt, dass auch Hochzeiten, Taufen und Co. verschoben werden“, sagt die Bestatterin. Heißt, es wird zu Wartezeiten kommen, auch wenn wieder normale Feiern erlaubt sind.
Wie also Abschied nehmen und einen gesunden Trauerprozess einleiten? „Normalerweise“, erklärt Pernlochner-Kügler, „lasse ich die Menschen die rechte Hand auf die Urne, die linke auf die Schulter des Nächsten legen.“ Das geht im Moment nicht – doch die Psychologin findet Alternativen: „Eine Person legt die Hand stellvertretend für alle auf die Urne, die anderen legen die rechte Hand aufs Herz.“ So lasse sich auch ohne körperliche Nähe eine Verbindung herstellen.

Auch übers Telefon kann man Nähe aufbauen

Auch eine Umarmung mit sich selbst helfe: „Der Körper reagiert auch, wenn man die eigenen Arme um sich legt“, erklärt die Expertin. Atem- und Meditationsübungen können Ruhe bringen. Im Hospiz, wo Menschen mit körperlicher und mentaler Nähe in der letzten Lebensphase begleitet werden, musste man auf distanzierte Begleitung umsatteln – und doch: „Es war überraschend, dass auch Telefongespräche eine derartige Nähe aufbauen können“, schildert Streli-Wolf.

Trauerreden, die richtige Musik – all das sind Versuche, einen würdigen Abschied zu finden. „Manche Menschen richten eine Gedenkecke ein, manche beten. Auch wenn man sich jetzt im kleinsten Kreis verabschieden muss, kann man später eine große Trauerfeier nachholen“, sagt Pernlochner-Kügler. Bis dahin kann man sich eine schöne Form überlegen: „Etwa an den Lieblingsort des Verstorbenen zu gehen und mit dem Lieblingsgetränk anstoßen.“

Auch das „Trauertelefon“ bietet Unterstützung: „Es haben zwar nicht sehr viele Trauernde den telefonischen Kontakt gesucht, jene aber, mit denen ich sprechen konnte, fühlten sich nachher entlastet“, sagt Streli-Wolf. „Wir alle werden durch diese Umstände bescheiden. Viele Angehörige sind unglaublich dankbar für jede Kleinigkeit. Es gilt nun, so lösungsorientiert und positiv wie möglich zu bleiben“, so die Trauerrednerin. Mit Abstand im Miteinander – und einer Hand am Herzen.

Trauertelefon der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft: 0676/88188500

Wir danken den Autoren A. Haselwanter/ H. Daum und der Kronen Zeitung für die Erlaubnis diesen Artikel im Hospiz Tagebuch zu veröffentlichen.

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