Verantwortung teilen

„Heikle Fragen müssen an- und ausgesprochen werden. Wer soll beispielsweise die Intimpflege übernehmen?“ – Bettina Weitlaner-Souissi, Diplomkrankenpflegerin, Regionalleitung der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft im Gespräch mit Maria Streli-Wolf

Oft trägt in einer großen Familie nur eine Person die gesamte Verantwortung für die Pflege der Angehörigen.

Bettina Weitlaner-Souissi:
Das ist tatsächlich oft ein großes Problem in der häuslichen Pflege. Ich habe schon erlebt, dass sich in einer Familie mit fünf Kindern nur eine Tochter für die Betreuung oder Pflege der Eltern zuständig fühlt oder zuständig ist. Immer wieder höre ich, dass Pflegende die Verantwortung für die Betreuung, ob bewusst oder unbewusst, nicht auf mehrere aufteilen wollen oder können. Das passiert nicht nur, weil sich niemand anderer verantwortlich fühlen würde. Oft fällt es uns schwer, anderen zuzutrauen, dass sie sich zwar vielleicht anders, aber genauso gut um die Eltern kümmern könnten.

Wie kommt es dazu?

Bettina Weitlaner-Souissi:
Ich habe schon erlebt, dass sich ein Familienmitglied darüber beschwert, dass die Schwester den Eltern zwei Mal pro Woche Nudeln kocht und ihnen nicht jeden Tag ein dreigängiges Menü serviert. Da sind es unsere eigenen Vorstellungen und Bilder von einer guten Betreuung, die es uns schwer machen, Verantwortung abzugeben. Das klingt jetzt vielleicht lächerlich, aber wir stehen uns oft selbst im Weg. Wir neigen immer wieder dazu, ein genaues Bild davon zu haben, was gut und was richtig ist. Natürlich gibt es auch die Situation, dass Angehörige die Verantwortung gar nicht übernehmen wollen. Aber nun nochmals zurück zum Abgeben von Verantwortung: Es fällt schon innerhalb der Familie schwer, noch schwerer ist es oft, die Verantwortung nach außen, also an eine fachliche Hilfe abzugeben.

Wann wird Hilfe von außen besonders wichtig?

Bettina Weitlaner-Souissi:
Stellen Sie sich bitte für einen Moment vor, pflegebedürftig zu sein. Und dann stellen Sie sich die Frage, von wem Sie sich ganz allgemein pflegen lassen wollen würden. Und jetzt fragen Sie sich noch, wer Sie in Ihrem Intimbereich pflegen dürfte.

Ich kann mir gut vorstellen, dass man sich zum Beispiel im Intimbereich nicht von seinem Partner, seiner Partnerin oder dem eigenen Kind pflegen lassen möchte. Oft passiert das aber, ohne dass jemals darüber gesprochen wird. Es ist unbedingt notwendig, diese Fragen an- und auszusprechen, um Aggressionen zu vermeiden, und sich, wenn nötig, Hilfe von außen zu holen. Das kann die Enkeltochter oder auch die Hauskrankenpflege sein. Dieser Schritt, sich Hilfe von außen zu holen, ist häufig eine enorme Entlastung: sowohl für die Angehörigen als auch für die zu Pflegeden.

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